Herr Schulze, warum erforschen Sie, wie Düfte in Kunststoff eingebracht werden können?
Lars Schulze: Das Thema Duftstoffe in der Kunststoffindustrie ist ein Thema, was uns häufig zur Weihnachtszeit begegnet, beispielsweise in Form Kunststoffprodukten, die nach Zimt oder Orangen duften. Das sind meistens aber nur kurzzeitige Einflüsse. Deshalb haben wir vor zwei Jahren beschlossen, dass wir dieses Thema angehen und Düfte langfristiger haltbar machen wollen. Wir haben überlegt, welche Chancen so ein Projekt hat, wo die Umsetzung funktionieren könnte und wo eher nicht. Seit eineinhalb Jahren entwickeln wir diese Duftstoffe in der Prozesstechnik und sind jetzt so weit, dass wir Projektpartner suchen.
In welche Produkte werden die Duftstoffe eingebracht?
Schulze: Die Vielfalt der Anwendungsfelder ist quasi grenzenlos. Wir können uns gut vorstellen, dass Duftstoffe vor allem in Bereichen zum Einsatz kommen, wo andere Rohstoffe substituiert werden sollen. So beispielsweise in der Automobilbranche, um den Geruch des Leders zu übertünchen, oder in Schuhsohlen. Vorstellbar wäre aber auch, Weihnachtsbäume aus Kunststoff mit einem angenehmen Kiefernduft zu versehen oder duftende Kunststoffe im Einkaufsbereich einzusetzen, um mit bestimmten Produkten eine größere Aufmerksamkeit zu erzielen. Die direkte Integration des Duftes in Funktionsbauteile, wie Schalter oder Verkleidungsbauteile sind ebenso spannende Anwendungsfelder.
Welche Besonderheiten müssen beachtet werden, bevor Duftstoffe ins Endprodukt eingebracht werden?
Schulze: Unsere Duftstoffe werden wie unsere Farbstoffe auch als Masterbatches angeboten. Der Kunde kann sie also ganz normal dosieren und der Spritzguss- oder Extrusionsmaschine zuführen und verarbeiten. Dennoch gilt zu beachten, dass die Duftstoffe nicht mit jedem Polymer kompatibel sind. Wir haben uns erst einmal darauf fokussiert, Polyolefine duftend herzustellen, und gesehen, dass thermoplastische Elastomere wie TPU ebenfalls gut geeignet sind. Grundsätzlich muss aber sichergestellt sein, dass der Duftstoff kein Lösungsmittel für das entsprechende Material ist.
Kommen die Masterbatches bereits zum Einsatz?
Schulze: Wir befinden uns mit einigen Projektpartnern bereits so weit, dass wir erste Projekte auf dem Markt realisiert haben und anbieten. Mit anderen Partnern sind wir kurz vor der Kommerzialisierung, und mit einigen stehen wir noch im regen Austausch. Diese unterschiedliche Verteilung beruht auf der Verträglichkeit der Duftstoffe mit den Kunststoffen. Die Kunden können sich bei uns nicht einfach Duftstoffe "aussuchen", sondern wir müssen zunächst in unserem Technikum feststellen, ob genau dieser Duftstoff mit dem entsprechenden Polymer kompatibel ist, ob er hält und wenn ja, wie lange.