Einen besonderen Stellenwert nimmt die Quantifizierung der EPS-Abfall- und Recyclingmengen ein. "Vom nun gestarteten Projekt erhoffen wir uns erstmalig valide Daten zur aktuellen Recyclingquote in Österreich", betont GPH-Geschäftsführer Clemens Demacsek. In weiterer Folge liegt der Fokus auf der Erhöhung der Recyclingquote, die durch technische, organisatorische und behördliche Maßnahmen wesentlich beeinflusst bzw. gesteuert wird.
Durch das Erfassen der Abfallströme, den Bau von Prototypen, Tests auf Komponenten- und Systemebene sowie Recyclingversuche sollen wichtige praxisrelevante Erkenntnisse gewonnen werden. Verschiedene Konzepte, Technologien und Methoden werden zu innovativen Gesamtkonzepten kombiniert. Das Projektkonsortium bewertet diese sowohl ökologisch als auch ökonomisch.
Für die Entscheidung, welche Konzepte prototypisch realisiert werden sollen, spielt die Abschätzung der technischen und organisatorischen Umsetzbarkeit eine wichtige Rolle. Am Ende steht eine Roadmap mit erforderlichen Maßnahmen, die für einen optimierten EPS-Kreislauf in Österreich erforderlich sind.
"Oft wird auf dem Weg in die Nachhaltigkeit nur an einzelnen Schrauben gedreht und gewisse Aspekte werden verändert", erklärt Ott. "In diesem Projekt können wir aber echte Kreislaufwirtschaftskonzepte mit maximalem Nutzen für das gesamte Wertschöpfungssystem finden." In einer abschließenden Analyse werden die Konzepte, Technologien und Methoden sowie Erkenntnisse aus den Demonstrationen auf andere Länder und Industrien umgelegt. Hierzu gab es bereits erste Workshops mit Branchenexperten anderer EU-Länder. "Bis 2025 sollen mithilfe der entwickelten Lösungen die Recyclingquoten auf bis zu 80 % gesteigert und so im Sinne einer Kreislaufwirtschaft recycelt werden", so Ott.
Die Unternehmen im EPSolutely-Projektkonsortium decken alle Bereiche des Materialflusses ab. Hierbei ist zwischen EPS-Verpackung und EPS-Bauware zu unterscheiden. Verpackungsabfälle fallen beispielsweise bei Weißware, Elektronik und Lebensmitteln an. Diese können auf unterschiedlichste Weisen recycelt werden. Bei EPS-Bauware fallen einerseits Abbruchabfälle und andererseits Baustellenverschnitte an. Letztere enthalten seit einigen Jahren das neue polymere Flammschutzmittel (pFR). Deshalb gibt es auch bei diesem EPS-Abfall mehrere Möglichkeiten für ein Recycling.
EPS-Abbruchabfälle von Gebäuden sind aktuell fast ausschließlich HBCD-haltig. Da EPS erst in den 1970er-Jahren in größeren Mengen verbaut wurde und eine lange Lebensdauer besitzt, fallen noch relativ geringe Abfallmengen an. Die Gesamtmenge ist schwer abzuschätzen, wird aber in Zukunft stark steigen. Damit diese Abfälle im Kreislauf geführt werden dürfen, muss das HBCD abgetrennt werden. Das ist aktuell nur mit dem CreaSolv®-Prozess sinnvoll möglich, der vom Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung entwickelt wurde. Der Projektname ist einer Wortspielerei geschuldet. Einerseits steckt EPS im Namen, andererseits der englische Begriff für Lösung, nämlich solution. Auch das englische Adverb "absolutely" steckt im Projektnamen. Damit soll die absolute bzw. vollständige EPS-Kreislaufwirtschaft adressiert werden.