Dritter Partner ist die Firma Gen-Plus, die vor allem analytische Entwicklungen beisteuert und Stabilitätsstudien für die Polymer-Wirkstoff-Kombinationen durchführt.
Wie sieht die Beteiligung der HHU an der Forschung aus?
Quodbach: Bei der HHU kümmern wir uns insbesondere um die Prozessentwicklung. Wir nehmen die neuen Polymere und schauen, wie gut man diese mit einem Doppelschneckenextruder extrudieren kann, welche Eigenschaften die Filamente haben, welche Freisetzungseigenschaften für die Wirkstoffe daraus resultieren und wie man diese beeinflussen kann. Außerdem entwickeln wir Modelle, um die Wirkstofffreisetzung präzise steuern und vorhersagen zu können.
Dazu kommen noch andere Punkte: Wir beschäftigen uns mit der Traceability von Arzneimitteln, um Arzneimittelfälschungen zu vermeiden und zu erschweren.
In einem weiteren Teilprojekt betrachten wir, wie thermolabile Wirkstoffe beim Extrusionsprozess abgebaut werden, wo die Wärmebelastung am größten ist und wie sie verringert werden kann.
Wie sehen die weiteren Schritte aus, bis 3D-gedruckte Medikamente marktreif sind?
Quodbach: Hier muss man zwischen verschiedenen Anwendungsszenarien unterscheiden: Die Möglichkeit, Arzneimittel direkt auf ärztliche Verschreibung zu drucken, könnte in den nächsten Jahren mit entsprechenden Druckern Realität werden. Eine Herausforderung wird sein, den Herstellenden die neue Technologie näherzubringen und die Vorteile zu vermitteln. Ein Vorteil liegt neben einer Sicherung der Arzneimittelqualität in viele Fällen darin, dass Arbeitskräfte für andere Tätigkeiten freigestellt werden können.
Wenn man an eine industrielle Herstellung denkt, ergeben sich andere Perspektiven. Denn dort können nicht einfach Einzelverordnung auf Rezept hergestellt werden. Es gibt bisher keine gesetzliche Grundlage, die eine Zulassung für individuell produzierte Arzneimittel ermöglicht. Was im industriellen Szenario realistischer ist, ist die Herstellung von klinischen Prüfmustern für die Durchführung von klinischen Studien. Bevor ein Arzneimittel zugelassen wird, wird ein rigoroses Prüfverfahren durchlaufen, für welches Darreichungsformen mit unterschiedlichen Dosierungen benötigt werden. Für solche Anwendungsfälle braucht man in der Regel kleinere Chargen, die aber in größerer Zahl. Für diesen Zweck ist der pharmazeutische 3D-Druck hervorragend geeignet.