"Das ist eine entscheidende Voraussetzung für digitale Bauteilentwicklung und digitale Produktionsprozesse im Rahmen der Industrie 4.0. Wir gewinnen Daten auf verschiedenen Ebenen, durch deren Verknüpfung neue, anwendungsspezifische Konfigurationen von Bauteilen möglich werden, neue Tools zur Fehlererkennung und eine nachhaltige Produktion in der Kunststoffverarbeitung", sagt Prof. Peter Michel, der als Leiter des Geschäftsfelds Polymeranwendungen am Fraunhofer IMWS den Bereich Polymerverarbeitung am Fraunhofer PAZ verantwortet. "Durch die Erweiterung können wir unseren Kunden ein noch attraktiveres Portfolio an Kompetenzen und Geräten zur Verfügung stellen und eine herausragende Forschungs-Infrastruktur für die regionale chemische Industrie anbieten", sagt Michel.
Ein zweiter Schwerpunkt des erweiterten Profils liegt auf innovativen Kautschuktechnologien, die eine Optimierung bei Haftung (Rollwiderstand), Verschleiß und Abrieb (geringere Mikroplastik-Belastung der Umwelt) von Reifen sowie verbesserte Möglichkeiten zur Kreislaufnutzung (Runderneuerung, Recycling) bieten. Im neuen Technikum stehen Aufbereitungstechnologien für innovative Kautschukcompounds im Pilotmaßstab (Innenmischer, Vulkanisator, Extruder, Walzwerk) zur Verfügung, auch hier einschließlich der Berücksichtigung digitaler Möglichkeiten. Das Fraunhofer PAZ ist die einzige Forschungseinrichtung weltweit, die über einen Tandemkneter verfügt, was die Erzeugung verbesserter Kautschukmischungen mit neuartigen Morphologien im Pilotmaßstab möglich macht. Zudem sind die 28 Mitarbeitenden im Bereich Polymerverarbeitung nun bestens für Erprobung und Anwendung neuartiger Elastomere, Füllstoffe und Additive gerüstet und werden sich künftig noch stärker mit der Weiterentwicklung von synthetischem Kautschuk, auch aus biobasierten Quellen, beschäftigen.
"Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind Megatrends, die erheblichen Forschungsbedarf mit sich bringen. Aktuell sehen wir auch bei unseren Kunden aus der Kunststoffindustrie ein sehr starkes Interesse an Lösungen aus der Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft. Ich freue mich sehr, dass wir mit den erweiterten Möglichkeiten in Schkopau wichtige Beiträge für innovative Leichtbaumaterialien liefern werden und darüber hinaus die Arbeiten zu nachhaltigen Reifenmaterialien weiter ausbauen können. Diese Ansätze ergänzen sich sehr gut mit den Zukunftsthemen unseres Instituts", sagt Prof. Matthias Petzold, kommissarischer Leiter des Fraunhofer IMWS.
Prof. Michael Bartke, Leiter des Fraunhofer PAZ und des Bereichs Polymersynthese, unterstreicht: "Mit der Erweiterung des Pilotanlagenzentrums im Bereich Polymerverarbeitung vergrößern wir das Portfolio an experimentellen Möglichkeiten erheblich. Auch den Bereich Polymersynthese bauen wir aktuell mit einem neuen Gebäude und neuen Anlagen stark aus. Die Inbetriebnahme ist hier für 2022 geplant. Dann werden unsere Kunden der chemischen und der kunststoffverarbeitenden Industrie in höchstem Maße von unserem umfangreichen Angebot profitieren können – vom Monomer bis zum geprüften Bauteil."