Juniorprofessor Gianluca Rizzello entwickelt mit seinem Team der Arbeitsgruppe "Adaptive Polymerbasierte Systeme (APS)" intelligente Polymersysteme, die später in gefühlvolleren Robotern genutzt werden können. Im Interview mit K-Mag spricht Rizzello über die Entwicklung dieser Polymersysteme, darüber, was diese ausmacht und wie sie perspektivisch eingesetzt werden können.
Herr Rizzello, warum werden neue, intelligente Polymersysteme benötigt?
Gianluca Rizzello: In der Aktorik werden heute meist Elektromotoren oder pneumatische oder hydraulische Antriebe eingesetzt. Obwohl diese Systeme in der technischen Praxis gut etabliert sind, zeichnen sie sich durch sperrige und komplexe Komponenten wie Kompressoren und Getriebe aus, die für einige Anwendungen ungeeignet sein könnten, beispielsweise wenn Leichtgewicht und Energieeffizienz die Hauptanforderungen darstellen. Intelligente Polymersysteme bieten die Möglichkeit, diese Beschränkungen zu überwinden, indem sie eine neuartige Familie von leichten und multifunktionalen mechatronischen Systemen bereitstellen, deren Leistung mit Standard-Aktuatortechnologien nicht erreicht werden kann. Einige Beispiele sind energieeffiziente Pumpen und Ventile, weiche Roboter für die sichere Zusammenarbeit mit dem Menschen, tragbare Sensoren und Schnittstellen sowie flexible Lautsprecher, die an gekrümmten Oberflächen angebracht werden können.
Was sind dielektrische Elastomere und was zeichnet sie aus?
Rizzello: Dielektrische Elastomere bestehen aus gummiartigem Material, das sich ausdehnt, wenn es einer elektrischen Spannung ausgesetzt wird. Ein einzigartiges Merkmal dielektrischer Elastomere ist die Fähigkeit, sehr große Verformungen von bis zu 100 Prozent und mehr zu ertragen. Darüber hinaus weisen diese Materialien eine Eigenschaft auf, die als Selbstsensorik bezeichnet wird – sie können gleichzeitig als Aktoren und Sensoren verwendet werden. Große Verformungen und Selbstabtastung sowie geringes Gewicht, Energieeffizienz, hohe Geschwindigkeit und niedrige Kosten machen die dielektrischen Elastomere zu einer einzigartigen Antriebstechnologie.