Welche Lösungen halten Sie für besonders wegweisend für die Industrie 4.0?
Hopmann: Kunststoffindustrie 4.0 muss immer ganzheitlich gedacht und umgesetzt werden, um erfolgreich wirken zu können. Insofern ist es schwierig, einzelne Projekte oder Lösungen hervorzuheben. Mein persönlicher Favorit ist allerdings das automatisierte Anlaufmanagement auf Basis des Transferlernens. Es ist uns gelungen, die Einrichtung neuer Prozesse mithilfe der KI zu beschleunigen. Aus der Überlegung heraus, dass auch der Maschinenführer sein ganzes Wissen UND seine ganze Erfahrung in die Prozesseinrichtung einbringt, entwickeln wir derzeit eine Methodik, die bei der Einrichtung neuer Prozesse Erfahrungen aus historischen Einrichtprozessen automatisiert berücksichtigt. Es ist nicht verwunderlich, dass auf dieser Basis noch besser und schneller stabile Prozesspunkte gefunden werden.
Derartige Methoden, die aktuelle Beobachtungen mit Simulationen und dem Erfahrungswissen verbinden, machen die ganze Breite von Wissen und Erfahrung zugänglich. Diesen Schatz zu bergen, ist ein ungeheures Vergnügen für uns Wissenschaftler, die wir bislang lediglich auf die Wissensseite gesetzt und die Erfahrung weitgehend ausgeblendet haben. Das ist eine methodische Revolution mit unschätzbarem Potenzial, insbesondere bei der variantenreichen Fertigung kleiner Losgrößen.