Ein niedriger Ölpreis und preisgünstige Neuware sind aber schlechte Nachrichten für das
Kunststoff-Recycling. Denn das ist sehr kostenintensiv, weil der dafür eingesetzte Kunststoff-Müll erst einmal gesammelt, gereinigt und aufbereitet werden muss.
Rezyklate sind daher wirtschaftlich umso eher eine Alternative, je teurer Neuware ist. Corona und das billige Öl haben denn auch dazu geführt, dass eine ganze Reihe europäischer Recyclingunternehmen im Sommer aufgegeben hat, weil sie nicht mehr wirtschaftlich arbeiten konnten. Es verschwanden Kapazitäten vom Markt, wodurch es noch schwieriger wird, die ehrgeizigen Recycling-Vorgaben der EU zu erfüllen. In ihrer 2018 verabschiedeten Kunststoffstrategie schreibt die EU vor, das bis 2025 die Hälfte aller Kunststoffabfälle recycelt werden müssen, 2030 sollen es sogar 55 Prozent sein. Damit will die EU die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe in Europa etablieren. Aber schon vor der Pandemie gab es in Europa zu wenige Recyclingkapazitäten, um die anvisierten Recyclingziele zu erreichen. Manche Branchenbeobachter befürchten, durch Corona rückten die Ziele in weite Ferne. Aber es gibt auch optimistischere Stimmen. "Nachhaltigkeit und damit auch Kunststoffrecycling werden langfristig wichtige Anliegen für Gesellschaft und Wirtschaft bleiben oder durch die Lehren, die aus dieser Krise gezogen werden, sogar noch an Bedeutung gewinnen", heißt es zum Beispiel beim
Recycling-Spezialisten Erema aus Österreich.