Inwiefern kann durch Digitalisierung in Zukunft die Kunststoff-Kreislaufwirtschaft verbessert werden?
Berg: Ein ganz wichtiger Punkt für uns ist einfach die Erzeugung und die Weitergabe von Informationen. Es besteht immer noch das Problem, dass auf dem Markt – wenn man mal von den aktuellen Verzerrungen absieht – ganz viele Informationen, ganz viele Daten fehlen zu Fragestellungen wie "Welche Kunststoff-Rezyklate kann ich bekommen?", "Welche Qualität weisen sie auf, und kann ich sicher sein, dass die Qualität richtig ist?", "Welche Mengen sind zuverlässig und langfristig verfügbar?" oder "Wo bekomme ich die Rezyklate her?". Das sind alles Fragen, für die digitale Technologien besonders geeignet sind und die mit ihrer Hilfe beantwortet werden können. Dann geht es auch darum, entsprechende Daten zu erzeugen. Das heißt, es muss im Prozess gemessen sowie Qualität sichergestellt werden und es müssen Daten weitergegeben werden, die helfen, Recycling und Kreislaufprozesse zu verstehen. Das sind die wesentlichen Aufgaben der Digitalisierung im Kunststoffbereich.
An welchen Stellen besteht Ihrer Meinung nach noch Nachholbedarf, wenn es um das Thema Kunststoffkreisläufe geht?
Berg: Ich denke, da können wir uns den gesamten Kreislauf anschauen. Das eine sind die schon erwähnten Informationsdefizite. Woran wir auch arbeiten müssen, ist, ein Bewusstsein bei den Verarbeitern dafür zu schaffen, dass Rezyklate nicht unbedingt zweite Wahl sein müssen, sondern dass man viele Rezyklate genauso sicher einsetzen kann wie Primärmaterial – manchmal einfach nur mit anderen Voraussetzungen. Wenn wir uns den Endkunden ansehen, dann geht es auch dort um ein positiveres Image für Rezyklate aber natürlich am Nutzungsende auch um richtiges Trennverhalten und ein Bewusstsein dafür, dass Mülltrennung tatsächlich etwas bringt. Für die Kunststoffindustrie wäre es vielleicht eine Überlegung, wie hoch die Diversität im Kunststoffbereich tatsächlich sein muss. Wir reden hier ja von sprichwörtlich Millionen unterschiedlicher Kunststoffvarietäten, die eingesetzt werden. Im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wäre eine Beschränkung auf weniger Varianten natürlich ein großer Vorteil. Wenn weniger Kunststoffvarianten eingesetzt werden, können auch größere Rezyklat-Ströme entstehen und Kosten minimiert werden.