Frau Rotter, wie kamen Sie auf die Idee, die Formen für eine Posaune im 3D-Drucker herzustellen?
Anna-Lena Rotter: Die Idee, die Formen für eine Posaune im 3D-Drucker herzustellen, ist durch Zufall entstanden. Anfangs stand nur die Schnapsidee, eine Posaune aus Kohlefaser herzustellen, im Raum und ich hatte bereits gedanklich viele Möglichkeiten an Verfahren und Technologien durchdacht. Nachdem ich Erfahrungsberichte von Modellbauern über die Anwendung von 3D-Druckern im Hobbybereich gelesen habe, hatte ich die Erleuchtung. Mit dem vom Studium vermittelten Grundwissen über die additive Fertigung und den Erfahrungsberichten fasste ich dann schließlich den Entschluss, die Formen mithilfe eines 3D-Druckers herzustellen. Die additive Fertigung, speziell das FLM-Verfahren, wies für mich einige wertvolle Potenziale auf, die für die Umsetzung der Posaune aus faserverstärkten Kunststoffen nötig waren: Neben den wirtschaftlichen Gründen wie den Anschaffungs-, Material- und Fertigungskosten bietet das FLM-Verfahren fast unbegrenzte Möglichkeiten, komplizierte Konturen und multifunktionale Formhälften herzustellen.
Wie lief der Prozess von der ersten Idee bis zur fertigen Form ab?
Rotter: Vor der Herstellung der fertigen Formhälften war ein langer Entwicklungsprozess notwendig – die Idee, die Posaunenteile mithilfe von additiv gefertigten Formen herzustellen, gestaltete sich zunächst schwieriger als gedacht. Die Dimensionierung für die Fertigung einer Posaune, die ausgestreckt grob geschätzt aus einem durchschnittsvariierenden Rohr mit circa 1,40 Metern Länge besteht, mit einer Form beziehungsweise zwei Formhälften zu erfassen, war nicht denkbar. Als Folge musste ich die Posaune in mehrere kleinere Segmente aufteilen, die sowohl additiv als auch kohlefasertechnisch herstellbar waren. Mit den ersten weiteren Überlegungen zu den Anforderungen der Posaune und zu den einzelnen Formhälften konnte ich die Konstruktion mithilfe der Studentenversion von SolidEdge umsetzen. Die ersten Prototypen der Formhälften wurden dann auf einem Ender 3V2 bei mir zu Hause gefertigt und für die Herstellung eines Kohlefaserbauteils verwendet. Nach weiteren Optimierungsmaßnahmen für die Formhälften und einem weiteren Kohlefaserbauteil konnte ich das Konzept für die endgültigen Formhälften übernehmen und diese für den Bau der Posaune aus Kohlefaser nutzen.