Wenn Sie einen Blick in die Kunststoffbranche in – sagen wir mal – neun Jahren werfen könnten, welche Innovationen könnten Sie sich dabei auf der K vorstellen?
Franken: Die Branche steht derzeit vor großen Herausforderungen. Die Öffentlichkeit sieht Kunststoffe als Hauptursache für viele Umweltprobleme, mit denen sich die Welt zurzeit beschäftigt. Dabei ist dies vor allem ein Problem der Abfallentsorgung. Kunststoff ist ein wertvolles Material, das auf nachhaltige Weise hergestellt und wiederverwendet werden kann. Daher denke ich, dass es noch ein enormes Potenzial gibt, wenn es um die Kreislaufwirtschaft und das Recycling von Kunststoffen geht.
In einigen Jahren werden die Maschinen vermutlich entwicklungstechnisch weiter sein und können dann Abfälle und darin enthaltene Kunststoffe noch besser sortieren und damit wieder in mehr und mehr geschlossenen Kreisläufen zurückführen. Auch der Einsatz von Rezyklaten wird in Zukunft noch weiter zunehmen. Derzeit werden Rezyklate meist nur in Verpackungen für Wasch- und Reinigungsmittel und noch nicht für Lebensmittel verwendet. Aber hier wird in den nächsten Jahren sicherlich noch viel passieren und die Qualität der Rezyklate immer besser werden. Ein weiteres Beispiel ist das Thema Mobilität bzw. E-Mobilität, Stichwort: Leichtbau. Kunststoffe helfen, Autos leichter und sparsamer zu machen. Das Potenzial von Kunststoff als Material liegt im Antriebssystem, in Innen -und Außenanwendungen sowie in der Fahrzeugkarosserie. Hier können Kunststoffe als Konstruktions- und Funktionsmaterial einen wesentlichen Beitrag zur Energieeinsparung leisten.
Deshalb bin ich sehr zuversichtlich, dass in den kommenden Jahren auf der K Lösungen präsentiert werden, die uns helfen, den großen Herausforderungen unserer Zeit und der Zukunft aktiv zu begegnen. Dazu gehören zum Beispiel Bevölkerungswachstum und demografischer Wandel, Globalisierung, Klimawandel, Energieversorgung, medizinischer Fortschritt und technologischer Wandel. In all diesen Bereichen können Kunststoffe zu einer positiven Entwicklung beitragen.
Gibt es neue Highlights, von denen Sie als Designer im Jahr 2022 mehr erfahren möchten?
Franken: Ein neues offizielles Format der K 2022 ist das VDMA Circular Economy Forum. In zusätzlichen Zelten zeigen 13 Unternehmen im Außengelände zwischen Halle 10 und 16, was bei der Nutzung von Kunststoffen in geschlossenen Kreisläufen bereits möglich ist.
Design für Recycling ist ein wichtiger Baustein der Kreislaufwirtschaft. Es ist erschreckend, dass viele Kunststoffprodukte immer noch nicht sinnvoll recycelt werden können. Materialmix, Plastikvielfalt und Zusatzstoffe verhindern die Wiederverwertung im geschlossenen Wertstoffkreislauf. Die Lösung für dieses Problem ist bekannt, aber noch immer zu wenig beachtet: Design for Recycling. Die K 2022 wird dazu beitragen, diesem Thema einen kräftigen Schub nach vorne zu geben.
Zu guter Letzt, verraten Sie uns, was Ihnen an der K am besten gefällt?
Franken: Die K fasziniert mich immer noch als Ganzes. In den Hallen zeigen Aussteller die unterschiedlichsten Anwendungsmöglichkeiten von Rennautos und Windkraftturbinen bis hin zu Turnschuhen und Zahnbürsten. Und bei den Maschinenbauern ist es nicht weniger spannend. Maschinen, manche so groß wie ein Haus, manche so klein, dass sie auf einen kleinen Tisch passen, faszinieren mich einfach. Und sie werden immer schneller, immer moderner und durchdachter. Sie sind auch optisch echte Hingucker. Deshalb fällt es mir schwer zu sagen, was mein Favorit ist. Aber mein Lieblingsmoment ist definitiv der erste Messetag, wenn sich endlich die Tore öffnen und Besucherinnen und Besucher sowie Ausstellerinnen und Aussteller aus aller Welt wieder zusammenkommen, um sich persönlich zu sehen. Ich freue mich daher schon sehr auf den 19. Oktober!