Im Interview mit dem K-MAG erläutert Bianca Gubi die Funktionsweise des neuen Verfahrens, die Vorteile für Klima und Kunden sowie was Sie auf der K 2022 am ENGEL-Messestand erwarten wird.
Frau Gubi, Sie haben ein neues Verfahren zur Verarbeitung von Kunststoffabfällen entwickelt. Wie funktioniert dieses genau? Was ist anders als beim herkömmlichen Vorgehen?
Bianca Gubi: Das Besondere am Zwei-Stufen-Verfahren ist, dass Kunststoffabfälle direkt nach dem Vermahlen als Flakes im Spritzguss verarbeitet werden können. Hierfür haben wir das Plastifizieren und das Einspritzen in zwei voneinander unabhängige, aber aufeinander abgestimmte Prozessschritte aufgeteilt. In der ersten Stufe wird das Rohmaterial, also die Kunststoffflakes, die zum Beispiel aus dem gelben Sack stammen, in einer herkömmlichen Plastifizierschnecke aufgeschmolzen. Die Schmelze wird an eine andere Schnecke übergeben, um sie in der zweiten Prozessstufe in die Kavität einzuspritzen. Bei der Übergabe von der Plastifizier- zur Einspritzschnecke lassen sich ein Schmelzefilter und eine Entgasungseinheit integrieren. Damit werden auch aus verunreinigten Kunststoffabfällen hochwertige Produkte erhalten.
Wie ist die entsprechende Produktionsanlage aufgebaut?
Gubi: Statt einer großen Plastifizierschnecke, welche normal im Standardspritzguss eingesetzt würde, gibt es eine kleinere Plastifizer- und eine kürzere Einspritzschnecke. Die beiden Schnecken sind übereinander angeordnet, was für einen vergleichsweise kompakten Aufbau der Anlage sorgt. Der Schmelzefilter und die Entgasungseinheit sind optional. Sie bilden den Übergang von der Plastifizier- zur Einspritzschnecke. Die Entgasungseinheit ist eine eigene Entwicklung von ENGEL. Das Entgasen ist notwendig, da bestimmte Verunreinigungen, wie Restfeuchtigkeit sowie niedermolekulare Verbindungen, die aus Materialabbau oder Druckfarbenrückständen stammen, den Schmelzefilter passieren können. Werden diese Verunreinigungen vor dem Einspritzen der Schmelze nicht entfernt, kann dies zu Poren im Inneren und Defekten an der Oberfläche des Bauteils führen und damit die mechanische Belastbarkeit reduzieren. Die Entgasungseinheit leistet damit einen wesentlichen Beitrag, dass Rezyklate auch für hochwertige Anwendungen eingesetzt werden können. Der modulare Aufbau macht das Verfahren sehr flexibel.