Im Interview mit dem K-MAG spricht Christina Guth darüber, an welchen Stellen noch dringender Handlungsbedarf in Sachen Altreifen-Recycling besteht – und wo bereits positive Veränderungen zu beobachten sind.
Frau Guth, wie kam es zur Gründung des AZuR Netzwerks? Oder anders gefragt: Was hat die Gründung Ihrer Meinung nach notwendig gemacht?
Christina Guth: Seit etwa zehn Jahren reduzieren die Zementwerke den Anteil der Reifen an der thermischen Verwertung. Die Altreifen-Entsorger brauchen jedoch Wege für die Verwertung. Aber auch der Klimawandel und die Circular Economy-Bestrebungen motivieren uns, den Reifen länger im Nutzungskreislauf zu behalten.
Wer ist alles Teil des AZuR Netzwerks? Inwiefern profitiert das Netzwerk von diesen Beteiligten?
Guth: Alle Unternehmen und Marktakteure, die sich mit dem Thema Reifen-Recycling beschäftigen. Dazu gehören Materialhersteller genauso wie Runderneuerer, stoffliche Verwerter als auch Maschinenbauer und Entsorger. Ganz besonders hilfreich sind die Universitäten, Hochschulen und Verbände. Wenn all diese Partner sich austauschen, entstehen neue Ideen und neue Verbindungen. Und mit einer Stimme erreichen wir in der Politik und in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit.
Was sind die aktuellen Hauptanliegen der Branche?
Guth: Zunächst mal wäre es wünschenswert, noch mehr Klarheit darüber zu bekommen, wo die Reifen nach dem Ersteinsatz genau landen. Da gibt es aktuell noch nicht genügend Transparenz. Erste Ideen sind, dass ausschließlich zertifizierte Entsorger zugelassen werden, die einen Nachweis über den Verbleib der Reifen führen. Wenn wir das geschafft haben, kennen wir die Entsorgungswege und können dann im zweiten Schritt dafür sorgen, dass alle Reifen, die in Deutschland (bzw. Europa) im Einsatz sind, in den jeweiligen Regionen einem bestmöglichen Recycling-Verfahren zugeführt werden.